Wenn Brautpaare auf die Suche nach einem passenden Trauspruch sind, dann bleiben sie nicht selten bei diesem Bibelvers hängen. Kein Wunder. Er klingt genauso verheißungsvoll wie das Versprechen, das man sich geben will: Ich bin an deiner Seite. Nichts kann uns trennen oder auseinanderbringen, wir bleiben zusammen. In diesen Tagen höre ich nicht nur Verheißung aus diesem Vers. In Tagen des Lockdowns, in denen wir zuhause bleiben und gezwungener Maß aufeinander hocken, kann die Luft auch ganz schön dick werden. Immer zusammen…. da wünscht sich jeder mal einen Moment für sich allein. Verständlich ist das. Und trotzdem wissen wir. Es ist richtig Zuhause zu bleiben. Aus Verantwortung und Fürsorge.
Darum geht es auch in dem beliebten Trauspruch, der aus dem Buch Ruth stammt. Das kurze Buch aus vier Kapitel erzählt von starken und mutigen Frauen, die aus freien Stücken Verantwortung füreinander übernehmen. Eine gute Vorbildgeschichte nicht nur für Mädchen und Töchter. Es erzählt von zwei Frauen, Noomi und Ruth, die in einer Männerwelt ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Das an sich ist schon außergewöhnlich für eine Bibelgeschichte, denn meist haben Männer das sagen. Noch außergewöhnlicher wird es dadurch, dass Ruth, die diesen Satz spricht eine Fremde, eine Ausländerin aus Sicht der Israeliten ist. Es ist ein starkes Stück, das sich die Bibel da leistet. Sie bringt damit zum Ausdruck: Gott ist es völlig wurscht, ob die eine aus Moab kommt und die andere aus Israel, ob einer Flüchtling ist oder schon ewig hier lebt. Entscheidend ist, dass Menschen Verantwortung füreinander übernehmen, sich umeinander sorgen.
Von Gott wird dabei im Buch Ruth gar nicht so viel direkt erzählt. Muss es aber auch nicht. Wie so oft im Leben wirkt er still im Hintergrund. Was die Frauen miteinander erleben und füreinander tun, erzählt genug von ihm. Überall dort, wo Menschen sich bedingungslos aufeinander einlassen, da ist Gott nicht weit. Das gilt auch in diesen Tagen, in denen wir aus Verantwortung und Fürsorge aufeinander hocken und beieinanderbleiben. Und manchmal, wenn das schwerfällt, dann hört man Gott verheißungsvoll und stärkend sagen: Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch.
Lesung 3. Sonntag nach Epiphanias Rut 1,1-19a
Gottes Liebe kennt keine Grenze. Sie gilt allen Menschen. Jesus heilt Heiden, Fremde und Nachbarn des Volkes Israel. Jesu Ahnen sind international, so wie die Moabiterin Rut, die mit ihrer Schwiegermutter in fremdes Land zog und ihre Religion annahm.
Es war zu der Zeit, als Richter in Israel regierten. Wieder einmal herrschte Hunger im Land. Da verließ ein Mann die Stadt Betlehem in Juda. Er wollte mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen eine Zeit lang im Land Moab leben.
Der Mann hieß Elimelech und seine Frau hieß Noomi. Seine beiden Söhne hießen Machlon und Kiljon. Sie gehörten zur Großfamilie der Efratiter, die aus Betlehem im Land Juda kam.
Sie gingen nach Moab und ließen sich dort nieder.
Da starb Noomis Mann Elimelech, und sie blieb mit ihren zwei Söhnen zurück.
Die beiden heirateten Moabiterinnen. Eine hieß Orpa und die andere Rut. Ungefähr zehn Jahre lang wohnten sie in Moab.
Dann starben auch die beiden Söhne Machlon und Kiljon. Noomi blieb allein zurück, ohne Söhne und Mann.
Noomi machte sich auf und zog aus Moab weg, zusammen mit ihren Schwiegertöchtern. Sie hatte dort nämlich erfahren, dass der Herr sich um sein Volk kümmerte und ihm Brot gab.
So verließ sie den Ort, an dem sie gelebt hatte. Die beiden Schwiegertöchter begleiteten sie auf dem Weg zurück ins Land Juda.
Unterwegs sagte Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: »Kehrt um! Geht zu euren Müttern zurück! Der Herr soll euch genauso lieben, wie ihr die Verstorbenen und auch mich geliebt habt.
Er soll dafür sorgen, dass ihr ein neues Zuhause findet bei neuen Ehemännern. «Noomi küsste die beiden. Aber sie weinten laut und baten Noomi: »Lass uns mit dir zu deinem Volk zurückkehren!«
Doch Noomi erwiderte: »Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Ich kann keine Söhne mehr zu Welt bringen, die euch heiraten würden.
Kehrt um, meine Töchter! Geht! Ich bin einfach zu alt für eine neue Ehe. Selbst wenn ich es nicht wäre –wenn ich noch heute Nacht mit einem Mann schlafen und danach Söhne zur Welt bringen würde: Wollt ihr wirklich warten, bis sie groß sind? Wollt ihr euch so lange einschließen und mit keinem Mann verheiratet sein? Nein, meine Töchter! Mein Schicksal ist zu bitter für euch! Die Hand des Herrn hat mich getroffen.«
Da weinten die beiden noch lauter. Orpa küsste ihre Schwiegermutter zum Abschied. Aber Rut blieb bei Noomi.
Noomi sagte zu Rut: »Schau! Deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott. Mach es wie sie: Kehr um!«
Aber Rut antwortete: »Schick mich nicht fort! Ich will dich nicht im Stich lassen. Ja, wohin du gehst, dahin gehe auch ich. Und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott!
Wo du stirbst, da will auch ich sterben, und da will ich auch begraben sein. Der Herr soll mir antun, was immer er will! Nichts kann mich von dir trennen außer dem Tod.« Noomi sah, dass Rut entschlossen war, mit ihr zu ziehen. Da hörte sie auf, es ihr auszureden. So wanderten sie gemeinsam nach Betlehem.
