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25.04.2021 Kategorie: Glaube im Alltag

Hoffnungswege

#sonntagswort - Jubilate

Es ist immer noch Ostern, zumindest im Festkreis der Kirche. Jubilate – jubelt! Der Sonntag der Neuschöpfung, Erinnerung an die Schöpfungsgeschichte, Jubel über die Auferstehung, Hoffnung auf den verheißenen neuen Himmel und die neue Erde.
Ostern, das Fest der Hoffnung, doch was soll das ändern? 
Vielleicht gar nichts, denn durch Ostern wird nicht alles anders. Ostern zaubert nicht einfach alles schön. Ostern lässt nicht automatisch Glück vom Himmel regnen, uns als jubilierende Menschen über die Straßen tanzen. Da erklingt kein vielstimmiger Chor der Engel, der lauthals singt: Er ist erstanden!
Und ich bin fest überzeugt, das war noch nie so. Selbst wenn die Natur in dieser Zeit zu neuem Leben erwacht, die Vögel morgens zwitschern, die Tage langsam länger werden, Wärme sich einschleicht. Das alles verändert etwas - doch es wird nicht auf einmal alles anders. 
Da bleiben die grauen Tage, die erkrankten und sterbenden Menschen, die belastenden Arbeitsbedingungen, das ständige hin und her. Haben sie noch Klarheit darüber, welche Corona-Regeln in welchem Landkreis gerade gelten? Click & meet, oder doch nur click & collect? Schulunterricht ja – oder nein? Präsent oder doch nur digital? Wo brauche ich einen Test, wo kann ich ohne hingehen? Mit wem darf ich mich gerade treffen?
Ich habe das Gefühl, das führt – zumindest bei mir – zu einer gewissen Ohnmacht und Ratlosigkeit. Ich kann es mir sowieso nicht merken, also mache ich es vermutlich wie so viele andere – ich mache meine eigenen Regeln. Ich weiß, dass es vernünftig ist, die AHA-Regeln einzuhalten, Freude besser nicht zu treffen, nicht zu verreisen. Einkaufen muss ich – also tue ich es so selten wie möglich und so früh wie möglich. Manches ist sicher vernünftig, was ich tue, manches aber auch garantiert nicht. 
Mein Verhalten ist umrahmt von einer großen Sehnsucht nach Normalität. Dabei war die – gelinde gesagt – früher auch nicht immer „normal“. Sie kam mir aber immer so vor. 
Und garantiert war die Normalität vor Hunderten von Jahren, nach dem Tod Jesu am Kreuz, noch weniger normal. 
Alle Geschichten, die später zur Ostergeschichte geworden sind, erzählen von der ersten Osterruhe, nicht ausdrücklich verordnet, aber trotzdem eingehalten. Wie sie sich voll Angst zurückgezogen und die Türen von innen zugemacht haben, in ihrem Warten ohne zu wissen, worauf eigentlich. Wie die Frauen dann doch nachsehen gingen und mit einer Nachricht zurückkamen, die so unglaublich war, dass man ihnen riet, darüber besser nicht öffentlich zu reden. Lieber weiter stumm zusammenhocken.
Wie sie dann doch rausgehen, nur zu zweit. Ein sinnloser Weg in ein Dorf, in das sie gar nicht wollen. Und auch sie kommen zurück mit einer Nachricht, die die anderen an ihrem Verstand zweifeln lässt. Brot gegessen mit einem Toten, vermutlich jedenfalls. 
Türen zu, nicht denken, nicht hoffen, nur sitzenbleiben und warten. Die Leere spüren, die Trauer im Raum lassen, sich nur erinnern wollen, den Platz sehen, an dem ER nun nicht mehr ist. Und Angst haben, dass einem auch noch die Erinnerungen abhandenkommen könnten.
Man kann sich darin einrichten, so wie ich es gerade tue. Oder ich kann mich wirklich fragen, wie es weitergehen soll. Sehen, dass Ostern die große Kraft ist, die uns treibt. Der Vergeblichkeit etwas entgegensetzen. Das kennen wir doch schon, denn es ist doch schließlich nicht unser erstes Ostern. Einen Schritt nach dem anderen, langsam den schweren Stein wegrollen. Dann aufstehen, gehen, sehen wollen.
Ostern! Was soll das ändern? Vielleicht nichts – oder aber alles!

Beitrag von Birgit Eilts