Mady ist immer für mich da. In dieser kontaktarmen Zeit kommt sie zuverlässig in
mein Wohnzimmer und wir beide sitzen uns ohne Maske einfach gegenüber.
YouTube macht es möglich. Mady ist meine Yogalehrerin
Mady ist ziemlich virtuell, meine Verspannungen dagegen ziemlich real. Wenn man
acht bis zehn Stunden vor Bildschirmen sitzt, und die wenige Bewegung im Holen
von Kaffee besteht, muss man sich auch nicht wundern. Aber nach dieser einen
Stunde mit ihr fühle ich mich gut, entspannt und auf Wolke sieben - mitten im Blau
auf meiner Matte, die aussieht wie ein Nachmittag am Meer. Wenn sich kleine
Schaumkronen zwischen den Wellen bewegen. Wenn die Sonne glitzert und die Welt
im Gleichgewicht ist.
In diesem Moment will ich weder von Krieg noch von Tod hören. Nichts von zu
beantwortenden Mails noch von Bügelwäsche. Auch nicht, dass man im Moment gar
nicht ans Meer fahren kann. Ich will einmal gar nichts hören. Ich will für ein paar
Minuten einfach nur träumen und glauben, die Welt könnte anders sein. Dass sie das
nicht ist, weiß ich ja, aber das will ich jetzt nicht hören. Es könnten doch alle einfach
mal still sein. Einmal still sein und schweigen von dem, was mal wieder nicht geht.
Und auch, wenn in meiner Welt der Zahlen und Paragraphen Träume reichlich wenig
Platz haben - Vielleicht ist Ostern der richtige Moment um zu träumen. Mitzuträumen
mit Gott, der nach Tagen großer Trauer diesen großen Traum vom Leben hatte.
Von Feiern, Freunden und vom Singen. Von hellen Tagen und lauen Nächten. Von
der Angst, die nicht mehr sein wird und der Hoffnung, die unvernünftig und groß ist.
Von Gefangenen, die frei sein werden und vom einfachen Losgehen. Von Steinen,
die Gräber öffnen, von Erschütterungen, die uns wachrütteln, von Engeln, die sagen:
„Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht
hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ (Matthäus 28, 5+6)
Es ist Zeit zu träumen und zu sehen, dass der Himmel offensteht und das Leben
voller Wunder ist. Wohin mit meinem Glauben, wenn ich Gottes Traum nicht sehen
will?
GEBET:
Guter Gott, du bringst mich zum Träumen:
Von einer Welt in der Solidarität nicht nur ein Wort ist,
sondern in die Tat umgesetzt wird.
Von einem Miteinander, indem nicht der Stärkere gewinnt,
sondern der Mut, sich an die Seite der Schwächsten zu stellen.
Von einer Welt, in der nicht der Konsum die Oberhand im Leben erhält, sondern die
Erkenntnis bewusst zu leben und fair und gerecht zu konsumieren.
All das ist möglich, weil dein Sohn den Tod besiegt hat.
Dunkelheit und Verzweiflung haben nicht das letzte Wort.
Lass uns gemeinsam träumen
und diesen Traum durch die Kraft der Auferstehung,
wahr werden und in die Welt tragen.
AmenBeate Schulte, Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in osterfunken.wir-e.de/aktuelles
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04.04.2021
Kategorie: Corona, Glaube im Alltag