Hallo, ich bin Sophie und bin 20 Jahre alt.
Im September 2021 reiste ich für ein Jahr nach Costa Rica. Dort arbeitete ich im Centro Civico Garabito und wohnte ein Jahr in einem kleinen Küstenörtchen namens Jacó. Das Centro Civico kann man sich vorstellen wie eine kostenlose Volkshochschule, die zusätzlich die Funktion einer gemeinnützigen Hilfsorganisation erfüllt. Es gibt künstlerische Angebote wie Ballett, Zeichnen und malen, Klavier und Flöte, Schnitzen und Töpfern. Man kann aber auch Sprach- oder Koch-, Näh- und Computerkurse besuchen. Alle diese Angebote sind kostenlos und vor allem an Jugendliche adressiert. Hier habe ich ein Jahr lang Deutsch- und Englischkurse gegeben und einen Einblick in die bunte Costa Ricanische Kultur bekommen.
Mein Leben in Costa Rica fing aufregend aber recht holprig an. Ich habe in einem Ort gewohnt der bekannt ist als Lieblingsurlaubsziel von Amerikanern, die günstig Urlaub am Strand machen wollen und abends günstige Prostituierte finden wollen die ihnen im besten Fall auch noch etwas günstige Drogen verkaufen. Und die sowohl positiven als auch negativen Folgen dieses Tourismus` zeichnen Jacó überall.
Ich sprach kaum Spanisch und hatte das ganze davor wohl etwas zu gelassen gesehen. Trotzdem fühlte ich mich schnell wohl und fand viele Möglichkeiten mich schnell in das Leben vor Ort zu integrieren. Dabei lernte ich vor allem zum ersten Mal wie es sich anfühlt “Ausländer” zu sein und wie viel kulturelle Identität in der Sprache verankert ist. Mit meiner hellen Haut und den blonden
Haaren bin ich für die Costa Ricaner eine von vielen “Gringas” - ein nicht immer nur liebevoll gemeintes Wort was soviel bedeutet wie “Amerikanerin/ Ami”.
Mit stetig besser werdendem Spanisch wurde ich sicherer und traute mich auch auf die Leute zuzugehen. Immer mehr wurde mir klar dass das lernen der Sprache der Menschen vor Ort nicht nur mir viele Möglichkeiten eröffnet, sondern dass es von meinen muttersprachlichen Mitmenschen oft als Zeichen des Respekts und der Wertschätzung ihnen gegenüber aufgefasst wurde.
So nahm meine Reise seinen Lauf. Ich lernte meine Kollegen im Projekt immer besser kennen und verbrachte viel Zeit beim “Profe de escultura” und half ihm dabei seinen Schülern die Grundlagen
des Töpferns beizubringen oder wir unterhielten uns einfach nur stundenlang über Geschichte oder die gesellschaftlichen Probleme Costa Ricas. Abends gab ich dreimal die Woche Deutsch- bzw. Englischunterricht und verbrachte ansonsten viel Zeit am Strand. Ich fand Freunde und tauchte so immer mehr in das Leben vor Ort ein.
Die ganzen Erfahrungen, die ich über das Jahr gesammelt habe sind unglaublich schwer zusammenzufassen. Sie lassen mich auch 3 Monate nach der Rückkehr noch alles was ich dachte was mich ausmacht reflektieren und über den Haufen werfen. Dafür, und für das gesamte Jahr mit allen seinen Hochs und Tiefs bin unendlich dankbar und kann es nur jedem weiterempfehlen. In Costa Rica habe ich einmal eine Postkarte gefunden auf der stand: “Wenn du dich auflöst wirst Teil eines viel größeren. So weit, dass du nicht mehr weißt was zu dir gehört und du deine Dimensionen nicht mehr erkennst. Du bist schwerelos und zum ersten Mal besteht die Möglichkeit, dass eine neue andere Schwerkraft dich in eine neue Perspektive hineinzieht.”
Um euch in der Welt aufzulösen schaut unter www.weltwaerts.de/de/freiwillige.html.
Viel Spaß und liebe Grüße
- Sophie